Muẓaffar an- Nawwāb

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Der irakische Dichter Muẓaffar an-Nawwāb (geb. 1932 oder 1934) nimmt eine Sonderstellung in der Literaturszene der arabischen Dichtung ein: Er gilt als einer der populärsten arabischen Dichter überhaupt, doch in den meisten Lexika und Nachschlagewerken ebenso wie in Anthologien fehlt sein Name. Das liegt daran, dass er sich nicht an die klassischen Regeln des Literaturbetriebs hielt, sondern eigenwillig seinen eigenen Weg ging: Seine frühen Gedichte verfasste er im südirakischen Dialekt, ein Quasi-Angriff auf den etablierten Lyrikbetrieb angesichts der größtenteils auch heute noch herrschenden Dominanz des Hocharabischen als Literatursprache. Durch seine Kritik an beinahe sämtlichen arabischen Herrschern wurde er zur persona non grata in vielen arabischen Ländern, aber zugleich auch zu dem poetischen Sprachrohr der „arabischen Straße“ und vieler Intellektuellen. Seine Dichtung wurde in vielen Ländern verboten, sein erster Lyrikband erschien erst 1969. Er umging das Problem der Zensur durch eindrucksvolle, provokante und äußerst politisierte Lesungen, die oft mitgeschnitten wurden, dann auf Kassetten zirkulierten und unter der Hand verkauft wurden. So kam er rasch zu großer Popularität, denn in seinen Gedichten konnte er offen Kritik üben und aussprechen, was viele der Zuhörer dachten und nicht zu sagen wagten. In drastischer direkter Art zeichnete er schockierende tableaux von aktuellen ...